Wie alles begann...

Kurz vorweg: Ich habe das große Glück, Tochter eines Internisten zu sein. Mein Papa ist keiner, der einem einfach mal ein paar Mittelchen verschreibt damit er seine Ruhe hat. Meine liebste Geschichte ist die, wie ich in meiner Jugend, mit einem Bänderriss vom Tennis nach Hause komme und erst einmal den altbewährten Spruch zu hören bekomme: "ein bisschen Eis und Voltaren und dann wird das schon wieder". Es wurden dann aber doch Krücken, eine Schiene, Tabletten und ja, auch Voltaren. Wie dem auch sei. Wenn ich in der Vergangenheit Beschwerden hatte, wusste ich mir meist ganz gut selbst zu helfen und stand nicht wegen jeden Ziepen bei Papa in der Praxis. Und falls ich doch mal nicht weiter wusste, holte ich mir bei ihm ärztlichen Rat auf dem kurzen Weg. Rückblickend hätte ich die ganze Krankheitsphase ohne ihn nicht geschafft... und ja, auch in der Zeit gab es "ein bisschen Eis und Voltaren".

 

 

 

Als sich bei mir im April 2015 der Stuhl veränderte, habe ich mich anfangs gewundert, zwischendrin etwas gesorgt, aber nie so stark, dass ich Alarm geschlagen hätte. Als aber zum Schleim auch noch Blut dazu kam wurde ich doch etwas nervös. Mein Freund "Dr. Google" hat mir natürlich die wildesten Ergebnisse geliefert, aber ich hatte vorerst nur an einen Infekt gedacht oder dass ich mir den Magen verdorben hatte. Außerdem hatte ich zuvor wegen einer Zahnbehandlung Antibiotika bekommen, das bringt die Darmflora ja ab und zu aus dem Gleichgewicht. Papa hatte ich irgendwann dann doch darauf angesprochen, aber ich wollte auch nicht umsonst Panik machen. Vor allem was hinzukam: Mir ging es ja gut. Ich hatte null Schmerzen, keinerlei Beschwerden und ich war gut drauf. Nach der Blutuntersuchung ging es zum Ultraschall, aber wirklich schlimm sah das alles nicht aus. Oder vielleicht doch einfach der Stress in der Arbeit? Ich sollte gleich vorab erwähnen: Ich bin ein kleiner Workaholic. 

 

Wie bei so vielen Gleichgesinnten ging es mit Mesalazin und Mutaflor los, in der Hoffnung, dass sich der Darm wieder beruhigt. Aber eigentlich wurde es von Tag zu Tag immer schlimmer. Im Mai 2015 saß ich auf einer dreitägigen Messe fest und habe weder das Hotelfrühstück behalten, noch irgendwelche Cracker die ich vor mich hin gemümmelt habe. Gefühlt war ich mehr in der Porzellanabteilung als auf der Messe selbst. Bauchkrämpfe kamen dazu - ich wusste mir einfach nicht mehr zu helfen. Dr. Google und ich haben in dieser Phase sehr viel Zeit miteinander verbracht. Ich weiß noch dass ich zu meinem Papa sagte: "Du, dieses Ulcer... irgendwas. Irgendwie könnte das von der Beschreibung schon hinkommen". Sein Blick ließ vermuten, dass er sehr ähnlich dachte.

 

Wie sollte es auch anders kommen - es ging im Mai zur Darmspiegelung. Yeah! Noch nie gehabt und ganz bestimmt auch nicht gewollt.

 

Man hofft ja immer, man kommt aus der Behandlung raus und in dem Arztgespräch im Anschluss wird einem dann gesagt, dass man sich umsonst verrückt gemacht hat. Falscher Alarm. Ein bisschen Reizdarm, kürzer treten in der Arbeit und dann wird alles wieder gut. Leider sah es in der Realität etwas anders aus. Die Erstdiagnose war durchaus eine Dickdarmentzündung, die man mit Klysmen und zusätzlich Mesalazin in den Griff bekommen wollte. Zu dem Zeitpunkt war man noch nicht von einer chronischen Erkrankung ausgegangen - quasi eine einmalige Geschichte. Woher? Keine Ahnung. Der Stress in der Arbeit? Doch das Antibiotika? Vielleicht weil ich zwei Monate vorher mit dem Rauchen aufgehört hatte? (klingt verrückt wird aber wirklich oft erwähnt)

Man weiß es nicht.

 

Was man allerdings auch nicht gewusst hat, dass ich zwei Monate später in einem meiner schlimmsten Schübe stecken würde und der Tropf mit Schmerzmittel - ungelogen - an unserer Deckenlampe über mir hängen und mich vor dem Krankenhaus bewahren würde.

 

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