Ist ja nur gut gemeint!

Es gibt Ratschläge über die man dankbar ist. Und es gibt Ratschläge - ich versuche höflich zu bleiben - die sind halt nicht so der Knüller. 

 

Gerade in der heutigen Zeit weiß ja jeder etwas zum Thema Ernährung zu sagen. Das fängt beim Protein an und hört bei der Glutenunverträglichkeit auf. Ich persönlich finde das mehr als schrecklich - jedem bitte das seine. Anfangs war ich bei gut gemeinten Ratschlägen noch dankbar und freundlich, irgendwann habe ich es einfach aufgegeben.

 

In meiner Anfangszeit als Ulceröschen Kampferin bin ich über einen Link gestolpert mit einer Ansammlung von unüberlegten und dämlichen Kommentaren zu unserer Krankheit. Damals habe ich mich schmunzelnd noch gewundert und zwischendrin geärgert, dass ich den Link verbummelt habe. Mittlerweile könnte ich wirklich selbst eine Liste erstellen, die an Vielfältigkeit kaum zu übertreffen wäre.

 

Kurz vorweg: Mein Umfeld ist sehr unterschiedlich wenn es um die Auffassung von Ernährung und auch um das Verständnis der heutigen Medizin geht. 

"Ladies and Gentlemen! In der linken Ecke sehen Sie die Vertreter der Schulmedizin und Forschung uuuuuuund in der rechten Ecke darf ich Ihnen die Homöopathen und Naturverbundenen vorstellen!"

 

Versteht mich bitte nicht falsch! Es gibt nichts gegen die alternative Medizin einzuwenden und es spricht auch nichts dagegen, sich an bestimmten Ernährungsformen auszuprobieren. In unserer Situation muss man fast alles ausprobieren um sich irgendwann nicht selbst Vorwürfe machen zu müssen. Aber ab einem gewissen Punkt habe ich versucht auf Durchzug zu schalten. Hat nicht immer funktioniert. Meine engsten Freunde, haben sich dann immer anhören musste was X oder Y schon wieder vom Stapel gelassen hat. "Ist ja nur gut gemeint!"

 

Ich hatte immer wieder das Gefühl, dass manche nicht nachvollziehen können oder vielleicht auch wollen, dass wir eine unheilbare Krankheit haben. "Das gibts doch nicht! Da muss es doch was geben!" Auch ein beliebter Spruch. Ein gar nicht böse gemeinter Spruch. Hat mich aber trotzdem auf die Palme gebracht. 

  

Ich bin meist nur dank Laugenbrezel, Hörnchen oder Brötchen durch den Tag gekommen. Da helfen Tipps, "es mal mit glutenfreier Ernährung zu probieren", echt nur bedingt. Warum soll ich mir denn die einzigen Lebensmittel, die ich vertrage, jetzt auch noch verbieten? Ergibt das einen Sinn? Trotzdem fängt man das Zweifeln an. Man ist Tag und Nacht auf der Hut und bekommt trotzdem das Gefühl etwas falsch zu machen.

 

Natürlich ist alles nur gut gemeint! Natürlich möchte jeder, dass es einem besser geht. Aber man selbst würde doch auch alles dafür tun. "Erlaubt ist alles was Sie vertragen" Ein Rat der überall in Kombination mit CED steht und eigentlich alles und auch nichts sagt. Irgendwann hatte ich es satt. Ich hätte gerne eine Liste gehabt, die mir vorgibt was ich essen darf und was nicht. Aber nur weil du heute etwas vertragen hast, heißt das noch lange nicht, dass du das morgen auch wieder essen kannst. Verrückt das Ulceröschen, oder? Und wenn Du es schon nicht verstehst, wie soll es dann ein Außenstehender verstehen?

 

Was man nie vergessen darf: Dieses "Ist ja nur gut gemeint!" hat auch etwas Positives. Es ist meist wirklich nur gut gemeint - man ist seinen Mitmenschen nicht egal. Es wird sich um einen gesorgt. Trotzdem fragt man sich warum sich das bei jedem so unterschiedlich zeigt. Klar, dem Papa als Arzt musste ich nichts mehr über die Colitis erzählen. Aber ganz ehrlich, ohne meinen Mann und meine beste Freundin wäre ich damals aufgeschmissen gewesen. Da gab es keine gut gemeinten Ratschläge. Die haben einfach zugehört. Selbst wenn sie sich meine Sorgen zum hundertsten Mal anhören mussten. Natürlich kamen hier und da Fragen, das ist ja auch wichtig um meine Situation besser einschätzen zu können. Aber es kamen keine Belehrungen, keine schlauen Sprüche. Einfach pures Mitgefühl und Halt und das zählt meiner Meinung nach mehr als jeder Ratschlag, sei er noch so gut gemeint. 

 

 

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